Katja Greulich begann im Sommer 2018 als Cheftrainerin der Fußballerinnen bei RB Leipzig. Sie führte die Mannschaft von der Regionalliga in die zweite Bundesliga und in der abgelaufenen Spielzeit auf den dritten Rang. Im Gespräch mit dem SPORTAKUS spricht sie über ihren Weg vom Studium hin zur Fußballtrainerin im Profigeschäft. Kurze Zeit nach dem Interview wurde das Ende ihres Trainerdaseins bei RB Leipzig bekanntgegeben.
Frau Greulich, ab 2005 haben Sie Sportwissenschaften an der Universität Leipzig studiert. Wussten Sie zu Studienbeginn, dass Sie später einen Beruf im Leistungssport ausüben möchten?
Überhaupt nicht. Ich habe mich schwergetan, während meines Abiturs zu überlegen: „Was macht man jetzt danach?“. Ich wusste, dass es mit Sport zu tun haben sollte, aber ich kannte diesen Studiengang nicht. Ich habe überlegt, Lehramt Englisch und Sport zu studieren. Ich war der Meinung, dass ich gut Englisch sprechen konnte, da ich ein Jahr in den USA war. Aber zum Glück habe ich die Eignungsprüfung nicht bestanden. Heute sage ich „zum Glück“, damit ich mich anders orientieren musste. Dann habe ich erfahren, dass man Sport studieren kann, dass es Sportwissenschaften gibt. Ich habe mich in Potsdam, Berlin und in Leipzig beworben und wurde bei allen drei Universitäten genommen, nachdem ich die Eignungsprüfung bestanden hatte. Ich habe mich für Leipzig entschieden, weil ich wusste, dass in Leipzig vier Schwerpunkte (heute sind es zwei Profile; Anm. d. Red.) angeboten werden. Da war für mich klar: Schwerpunkt Leistungssport.
Das war ein bisschen: „Schau‘ einfach, was der Studiengang dir bringt“, dass du die Orientierung für dich findest – die ich schnell gefunden habe. Und zwar: Grundkurs Fußball. Der wissenschaftliche Mitarbeiter meinte: „Katja, du bist Trainerin. Ich habe eine Fußballschule in Eilenburg (‘Ilebiber Fußballcamp’; Anm. d. Red.), mach‘ doch da mal mit“. Und so fing das an.
Hat der Studienabschluss geholfen, um in das „Fußball-Business“ einzusteigen?
Auf jeden Fall. Es war eine extrem gute Grundlage, die mir gelegt wurde. Vor allem, wenn ich jetzt an meinen „Fußballlehrer“ (Ausbildung zur höchsten Lizenz; Anm. d. Red.) zurückdenke. Ich war schon in Kontakt mit Trainingswissenschaften, Philosophie, Sportpsychologie, wo ich mich dann auch sicher gefühlt habe. So hatte ich eine gute Grundlage, um auch das wirkliche Trainerdasein leben zu können.
Wünschen Sie sich nachträglich noch Veränderungen in dem Studiengang?
Ja, dass man mehr in der Praxis ist. Man hat das mit Praktika versucht, die man dann in seinem eigenen Verein absolviert hat. Ich habe das bei Lok Leipzig gemacht, weil ich noch selbst gespielt habe. Schön wäre es gewesen, wenn man sich dazu aufrappelt, es woanders zu machen und andere Perspektiven zu sehen. Das kam dann erst nach dem Studium. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man seinen Blick hätte weiter richten müssen, um andere Perspektiven zu sehen – andere Vereine, andere Vorbilder, andere Trainer.
Würden Sie sagen, dass in dem Berufsfeld Praxiserfahrung im Vordergrund steht?
Auf jeden Fall. Man nimmt das am Anfang gar nicht so wahr und geht seinen Weg mit Seminaren und Vorlesungen – „Hauptsache, ich bekomme meine Scheine rechtzeitig fertig, schreibe meine Diplomarbeit, dass ich damit durch bin“. Aber ich glaube, das hat einen Mehrwert, wenn man ein bisschen durch externe Leute getriggert wird und man von anderen beigebracht bekommt.
Am Ende des Studiums haben Sie die C-Lizenz erhalten…
Ich glaube, das stimmt. Ich habe den Kurs „Großer Schwerpunkt Fußball“ gemacht. Ich weiß, dass es früher für die besten Studenten die B-Lizenz an der Uni gab. Aber dadurch, dass es den Wechsel von Diplom- auf Bachelorstudiengang gab, waren wir nicht mehr berechtigt, die B-Lizenz an der Uni zu machen. Wir mussten die beim DFB machen. Ich glaube, ich habe sie in Leipzig gemacht, mit Marco Rose (ehemaliger Trainer Borussia Dortmund; Anm. d. Red.).
Den Trainerlehrgang in Hennef haben Sie im Frühjahr 2016 abgeschlossen und waren „fertig“ – wie viel Ehrgeiz, Fleiß und wie viel Engagement stecken darin?
Ich habe mir da nie so viele Gedanken gemacht. Für mich war immer wichtig: Ich brauche neuen Input, ich möchte so gut wie möglich abschneiden und nach der A-Lizenz – da habe ich als Co-Trainerin in Jena gearbeitet – wurde mir bewusst: Welchen Schritt kann ich noch gehen? Da gibt es eine höhere Lizenz, da gibt es etwas, was mich noch besser machen könnte?
Als ich den Schritt gegangen bin und diesen Fußballlehrer in der Hand hatte, war für mich klar: „Ok, du bist Trainerin“. Vorher war das nicht so.
Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der immer wieder nach Neuem strebt. Natürlich muss man auch mal Glück haben. Ich hatte damals das Glück, dass ich nach Jena gekommen bin, da Co-Trainerin sein konnte – direkt nach dem Studium mit der A-Lizenz. Und ich hatte das Glück, für mich den Gedanken zu haben: „Du willst jetzt Fußballlehrer werden“. Die Eignungsprüfung bestanden, das Jahr durchgezogen – was kein einfaches Jahr war, weil ich für kurze Zeit vereinslos war. Das habe ich für mich gesehen: Du hast viel Zeit und kannst dich auf diesen Lehrgang konzentrieren, der enorm viel Leistung abverlangt hat. Wenn ich dieses eine Jahr „Fußballlehrer“ mit dem Studium vergleiche, war das viel anstrengender als mein Studium. Es hat mit Fleiß und mit Engagement zu tun. Und auch ein bisschen mit Glück.
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen Alles Gute.
In der kommenden Spielzeit wird Katja Greulich das Amt als Cheftrainerin der Fußballerinnen beim FC Basel antreten und somit in die Women’s Super League wechseln. Der SPORTAKUS wünscht Ihr viel Erfolg und noch ein bisschen Glück für die weitere Laufbahn.