Vom Sportstudent zum Profitrainer: Der Karrierestart von Robert Klauß ins Fußballgeschäft

Er studierte den Diplom-Studiengang Sportwissenschaften an der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und begann seine aktive Fußballtrainerkarriere bei Jugendmannschaften von RB Leipzig. Robert Klauß war in seiner bisherigen Trainerlaufbahn im Profifußball unter anderem Co-Trainer des Bundesligisten RB Leipzig und bis Anfang Oktober Cheftrainer der Zweitligamannschaft des 1. FC Nürnberg. Im Interview mit dem SPORTAKUS spricht der 37-Jährige darüber, wie er es in den Profifußball geschafft hat und welche Vorteile ihm das Studium in Leipzig auf diesem Weg bot.

Warum bist du eigentlich Fußballtrainer geworden?

Weil ich es geschafft habe, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Das war nie das Ziel. Aber es hat sich so entwickelt, aus dieser Leidenschaft heraus. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gern mit Menschen zusammenarbeite. Ich will mit Leuten zusammenarbeiten und ihnen was beibringen. Und das in Verbindung mit Fußball hat sich dann als Fußballtrainer ergeben. Ich habe das schon gemacht, seitdem ich 20 Jahre alt bin und habe angefangen, kleine Kinder zu trainieren. So hat sich aus diesem Hobby nach und nach der Beruf ergeben. Aber es war nie geplant, sondern es hat sich ergeben.

Du hast von 2005 bis 2011 an der Universität Leipzig dein Diplom-Studium Sportwissenschaften absolviert. Zu Beginn – mit welchem Ziel bist du herangegangen, als du sagtest „Ich fange jetzt an, in Leipzig Sportwissenschaft zu studieren“?

Robert Klauß als Cheftrainer des 1. FC Nürnberg am Spielfeld 2021
Robert Klauß als Cheftrainer des 1. FC Nürnberg 2021 Foto: Sportfoto Zink/DaMa

Die ursprüngliche Idee war, Lehramt zu studieren – Sport und Geschichte. Ich habe aber gesagt: Ich habe eine Leidenschaft für Sport und ich will das (Studium; Anm. d. Red.) versuchen. Ich wusste damals aber gar nicht genau, was man beruflich damit machen kann. Ich wollte nur den Sport ergründen und das Fach Sport studieren. Was gehört da alles dazu? Wie kommt Leistung zustande? Ich hatte ein unfassbares Interesse an diesem Themenfeld. Und hatte aber noch gar keinen Berufswunsch im Kopf.

Jetzt rückblickend – welche Vorteile brachte dir das Studium für deine weitere berufliche Laufbahn?

Ganz viele. Ich glaube, das geht vielen so, die während des Studiums denken: „Das brauche ich nie oder das ist ja Blödsinn oder das macht keinen Sinn“. Als ich dann angefangen habe, nebenberuflich als Trainer zu arbeiten oder hier, wo ich an der Fakultät gearbeitet habe (am Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaften der Sportarten und für Fußball im Internationalen Trainerkurs; Anm. d. Red.) – da habe ich gemerkt, wie gut vorbereitet ich eigentlich war. Ich war immer in der Lage, vor einer Gruppe zu stehen. In vielen Sportarten konnte ich eine Gruppe anleiten. Ohne, dass ich mich vorbereiten hätte müssen. Diese Ausbildung hier war damals sehr breit gefächert, in ganz vielen Bereichen richtig gut und das hat mir enorm geholfen.

Was hättest du dir nachträglich für dein Studium aus der Sicht des Profitrainers noch gewünscht?

Das eine Thema, das immer ein bisschen genannt wird, ist der Bezug zur Arbeitswelt. Man hat Praktika, aber die wurden damals nicht so richtig begleitet. Da musste man Glück haben, ob man den Praktikumsplatz hat und ob man da gut aufgenommen wurde. Der direkte Bezug zu späteren Berufsfeldern, der hat gefehlt. Ich wusste bis Ende meines Studiums nicht, was ich danach arbeiten kann und in welchem Bereich ich überhaupt arbeiten möchte. Das wusste ich bis zum Abschluss nicht.

Ich wüsste jetzt auch nicht, was ich wäre, wenn ich jetzt nicht Trainer bin. Wahrscheinlich wäre ich Quereinsteiger und Lehrer.

Robert Klauß

Wie siehst du das Studium im Vergleich zu dem Lehrgang zum Fußballlehrer?

Es ist nicht vergleichbar. Im Studium hast du eine sehr heterogene Gruppe aus verschiedenen Sportarten. Du hast Leute, die wollen später im Lehramt, in der Prävention oder im Reha- oder Leistungssport arbeiten. Dort (im Lehrgang zum Fußballlehrer; Anm. d. Red.) hast du Fußballtrainer. Du hast eine sehr homogene Gruppe. Aber die angrenzenden Themen – Trainingslehre, Biochemie, Sportpsychologie, Sportpädagogik – das sind viele Dinge gewesen, die ich kannte, die mir sehr leichtgefallen sind.

Info: Der Pro-Lizenz-Lehrgang (ugs.: Lehrgang zu Fußballlehrerin oder -lehrer) ist eine vom Deutschen Fußballbund durchgeführte Ausbildung zur höchsten Trainerlizenz in der Sportart Fußball. Mit Erhalt der Pro-Lizenz kann man die Nationalmannschaften Deutschlands oder auch Mannschaften der Männer- und Frauen-Bundesliga hauptverantwortlich trainieren. Zur Teilnahme an dem Lehrgang müssen zuvor weitere Lizenzen und Praxis erworben worden sein. Für den Pro-Lizenz-Lehrgang gibt es ein umfangreiches Auswahlverfahren.

Du hast im Herbst 2017 den Lehrgang zum Fußballlehrer begonnen und 2018 im März abgeschlossen. Hast du gesagt: „Jetzt will ich Profitrainer werden und beginne damit“ oder wie war das?

Ich war damals U19-Trainer (bei RB Leipzig; Anm. d. Red.) und habe gemerkt, dass ich Lust darauf habe, mit Erwachsenen im Profibereich zu arbeiten. Und während des Lehrgangs habe ich natürlich nochmal durch diese Ausbildung und durch den Kontakt mit anderen Trainern gemerkt, dass ich auch richtig Lust darauf habe. Und dann kam zeitgleich nach Beendigung des Lehrgangs die Anfrage von (Sportdirektor und Cheftrainer; Anm. d. Red.) Ralf Rangnick, ob ich Co-Trainer bei ihm werden möchte und das war für mich der perfekte Zeitpunkt.

Wie hast du den Lehrgang empfunden?

Auf der einen Seite total schön und lehrreich. Ich habe viele Trainer kennengelernt, zu denen ich heute noch viel Kontakt habe. Auf der anderen Seite auch sehr intensiv und stressig, weil ich parallel hier die U19 hauptverantwortlich als Cheftrainer trainiert habe. Wir haben damals zeitgleich in der Youth League gespielt, das heißt: Wir mussten auch unter der Woche spielen, auswärts. Das heißt:  Wir hatten Dienstag oder Mittwoch ein Auswärtsspiel in Monaco oder in Istanbul und ich hatte von Sonntag bis Mittwoch den Kurs. Da bin ich teilweise hin- und hergeflogen oder habe das Abschlusstraining verpasst. Und ich war extrem viel auf der Autobahn unterwegs. Das war schon eine sehr, sehr stressige Zeit. Das hat Kraft gekostet.

Wie viel Fleiß, Ehrgeiz und auch Engagement stecken dann in dem Lehrgang oder im Abschluss?

Schon extrem viel. Es hängt natürlich immer davon ab: Bist du als Trainer gerade beschäftigt? Es gibt auch Trainer, die sind freigestellt oder gerade nicht direkt im Amt. Aber alle, die eine Mannschaft trainieren: Es ist wirklich extrem viel Fleiß und auch Disziplin und immer viele Sachen gleichzeitig. Das ist schon eine Herausforderung.

Robert Klauß feiert mit Spielern vor FCN-Fans den Derbysieg gegen Greuther Fürth 2022 Bildrechte: Robert Klauß

Der Arbeitsalltag als Fußballtrainerin oder -trainer ist selbstverständlich nicht mit einem „normalen“ Arbeitsalltag vergleichbar. Man ist viel unterwegs, am Wochenende sind Fußballspiele und es gibt keine festen Arbeitszeiten. Wie ist dieses Berufsleben mit der Familie vereinbar?

Gut und schlecht. Gut, wenn es die Familie versteht und es so kennt. Dann stellt sich die Familie darauf ein, dass der Papa nicht wie ein normaler Papa jeden Tag da ist. Selbst, als ich hier (in Leipzig; Anm. d. Red.) gearbeitet habe, war es so, dass ich teilweise spät nach Hause kam oder wenn wir Auswärtsspiele hatten, unterwegs war.  Wenn wir Champions League gespielt haben, war ich auch zwei Tage am Stück nicht zuhause. Das ist einfach so. Wenn die Familie das weiß und auf Kompromisse eingeht – dann funktioniert es gut. Danke an die Familie. Das sagen alle Fußballtrainer und das wissen alle Fußballtrainer. Und natürlich gibt es auch Momente, die schwer sind, wenn man beim Geburtstag des Kindes morgens nicht da sein kann, weil man ein Auswärtsspiel hat. Weil es einfach nicht geht. Oder weil man das Kind nicht von der Schule abholen kann, wenn es gerade das Zeugnis bekommen hat. Das ist einfach der Preis, den man dafür zahlt.

Welche Eigenschaft sollte man als Fußballtrainer oder -trainerin unbedingt besitzen?

Man muss begeisterungsfähig sein und leidenschaftlich für das, was man tut. Weil es auf der einen Seite einem viel abverlangt, aber auch sehr viel gibt. Als Fußballtrainer im Profibereich muss man über Resilienz verfügen, weil man mit Niederlagen umgehen muss, mit Druck umgehen muss. Du musst ein gewisses Maß an Überzeugung von dir selbst haben, Selbstbewusstsein. Und du brauchst ein großes Empathieverständnis, weil du den ganzen Tag mit Menschen arbeitest. Du führst sie, du musst dich in sie hineinversetzen. Das ist ein sehr komplexer Beruf.

Es ist wie in allen anderen Berufen auch – man muss klein anfangen, die Lehrgänge absolvieren, Misserfolge haben und man muss Fehler machen können.

Wir bedanken uns als SPORTAKUS herzlich bei Robert Klauß für das Interview mit den spannenden Einblicken in seinen Berufsweg. Wir wünschen ihm auf seiner weiteren Laufbahn viel Erfolg und alles Gute.

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