Petra Nedeltschewa, ein Name, den an der Sportwissenschaftlichen Fakultät einfach jeder kennt. Seit mehr als 21 Jahren ist sie eines der oder vielleicht auch das Gesicht unseres Studienbüros. Seit dem 1. April 2002 ist die gelernte Dolmetscherin und Übersetzerin als „Sachbearbeiterin im Prüfungsamt“, wie ihre Stelle offiziell heißt, die Anlaufstelle für Studierende und Mitarbeitende bei jeglichen Fragen. Nachdem sie nun fast ein Drittel ihres Lebens an unserer Einrichtung verbracht hat, geht es im November diesen Jahres in den mehr als verdienten Ruhestand. Zuvor gab sie dem SPORTAKUS jedoch noch ein Interview und nimmt uns alle mit, auf eine Reise durch die letzten zwei Jahrzehnte an unserer Spowi:
Frau Nedeltschewa, wie kam es dazu, dass Sie Ihren Weg an die Spowi gefunden haben?
Ich bin ja eigentlich Dolmetscherin und Übersetzerin von Beruf, für bulgarisch und russisch, aber wenn man ein kleines Kind hat, dann fallen Dolmetscher-Einsätze weg und nur zu Hause sitzen und übersetzen, das war nichts für mich. Und dann habe ich die Stellenanzeige im Netz gesehen und sofort gewusst: Das ist es! Ich war schon damals sehr sportinteressiert und habe zu meinem Mann gesagt: „Das ist die Stelle, die ich haben will.“ Und das hat dann auch geklappt.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag hier erinnern? An den 02.04.2002?
Ja, ich hab ja damals … fangen wir anders an: Ich hatte noch nie etwas mit dem Prüfungsamt oder so zu tun. Herr Dr. Schicke (Leiter Prüfungsamt) und ich haben gleichzeitig im Prüfungsamt neu angefangen und sind an unserem ersten Tag beim Dekan empfangen worden. Auf dem Rückweg vom Dekanat zum Prüfungsamt hat er mich gefragt: „Haben Sie schon mal mit Excel gearbeitet?“, „Ja“ habe ich gesagt – genutzt hat es uns nichts. Es gab nämlich keine Rechner im Prüfungsamt. Und dann, eine Stunde nach unserem Empfang im Dekanat, ging die Sprechzeit los und da standen schon die Studierenden, die bereits 3 Wochen gewartet haben, mit ihren Fragen und auf ihre Zeugnisse, da das Amt schon einige Zeit zuvor nicht mehr besetzt war.
Welche Aufgaben hatten Sie ab dann über all die Jahre inne? Und wie sah ihr Alltag aus?
Sehr bunt! Wir kriegen unheimlich viele Mails. Das hat sich so eingebürgert nach Corona, dass viele sagen: „Ich muss gar nicht mehr herkommen“. Mein Rekord liegt bei fast 80 Mails am Tag. Früh fängt man mit den Mails an, dann guckt man: Was sind für Gutachten rein gekommen? Was sind für Noten gekommen? Die Noten werden zwar jetzt neuerdings im jeweiligen Fachgebiet verbucht, aber wenn da „nicht angetreten“ steht, muss man ja erst einmal prüfen, weshalb. Krankheit? Beurlaubung? Das muss dann alles bearbeitet werden. Zwischendurch ist dann entweder Telefon-Sprechzeit oder Präsenz-Sprechzeit. Die Studienberatung nimmt immer mehr Platz ein. Hauptsächlich die Beratung von Studierenden mit Abbruchgefahr oder jemand, der sagte: „Ich habe drei Kinder. Wie soll ich das Studium organisieren?“.
Dann kommt Frau Dr. Niessen (Prüfungsausschussvorsitzende der Fakultät), wir machen mindestens einmal in der Woche eine Beratung, über die laufenden Fälle, die nicht unbedingt vor den ganzen Prüfungsausschuss müssen, ein Antrag auf “Thema einer Abschlussarbeit” zum Beispiel. Dann bin ich beratendes Mitglied des Prüfungsausschusses – ich hab dort zwar keine Stimme, aber irgendwie bereite ich mich da trotzdem sehr gründlich darauf vor, weil ich so den Eindruck habe, so wie ich die Sache darstelle, das hat schon Einfluss darauf, wie später entschieden wird, weil ich am dichtesten dran bin am Studierenden. Das ist schon eine recht verantwortungsvolle Aufgabe, die mir manchmal auch viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Und dazu kommt dann noch die Zusammenarbeit mit den anderen Studienbüros, mit dem zentralen Studierendensekretariat, mit dem Archiv, mit dem Justitiariat, mit dem Fachschaftsrat… Ja, vielleicht kann ich hier die Gelegenheit nutzen und mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit bedanken, besonders auch bei unserem Fachschaftsrat.
Ja natürlich. Das klingt wirklich nach einem sehr bunten Aufgabenmix. Was hat Ihnen denn bei all dem am meisten Spaß gemacht?
Die Arbeit mit den Studierenden. Manchmal haben sie einen ein bisschen genervt, aber wenn man dann so ein “Problemkind” zum Erfolg geführt hat, das war immer das Schönste. Wir haben hier oft schon gesagt: Mit 10% der Studierenden verbringt man 90% seiner Zeit – mit den “Problemkindern”. Aber man redet viel zu wenig über diejenigen, bei denen alles läuft, die nebenbei noch Trainer*in sind oder selbst noch Leistungssport machen oder die schon unterrichten und dann ihr Studium so meistern. Und diese zu unterstützen, macht so einen Spaß. Ich habe wirklich das Gefühl, es war mein Job!
Und dann organisiere ich noch zweimal im Jahr die Eignungsfeststellung, das war sozusagen mein “Baby”. Das hat mir immer viel Spaß gemacht.
Bei all diesen Aufgaben konnten Sie in den letzten Jahren mit Sicherheit auch viele Veränderungen hier an der Fakultät miterleben. Was ist Ihnen da besonders im Gedächtnis geblieben?
Die Umgestaltung des Prüfungsamtes in Studienbüros. Dass diese ganzen organisatorischen Tätigkeiten dann stärker hier gelegen haben. Und die Einführung von AlmaWeb. Ich weiß nicht, ob das alles viel leichter gemacht hat, aber jetzt haben wir uns daran gewöhnt. Tja, ansonsten: Was mir an Veränderungen aufgefallen ist, das sind mehr die Soft Skills. Dass wir viel mehr Beratungstätigkeit haben und allgemein, dass der Ton viel rauer geworden ist. Früher hat ein*e Student*in uns geschrieben: „Ich brauche eine Leistungsübersicht. Über eine schnelle Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.“. Und jetzt steht drunter: „Ich erwarte eine zügige Bearbeitung.“ Und die Studierenden sind klagefreudiger geworden und wie es vor Gericht ausgeht, weiß man nie. Und wir haben jetzt viel mehr mit Eltern zu tun. Früher haben die Studierenden und die Bewerber*innen zu 90% selbst hier angerufen oder damals noch Briefe geschrieben – Mails kamen erst später. Jetzt machen das die Eltern: „Wir haben uns jetzt zur Eignungsprüfung angemeldet“, „Wer denn alles?“, „Na meinen Sohn“. Aber die Mutter sagt, „Wir”, das ist ganz normal. Die Schüler*innen sind wesentlich unselbstständiger.
Merkt man es auch auf der Seite der Mitarbeitenden, dass sich etwas verändert hat?
Naja dadurch, dass es so viele befristete Arbeitsverträge gibt, ist kaum noch jemand ein Drittel seines Lebens hier tätig. Und ob das immer so gut ist, wenn jemand nur einen befristeten Vertrag hat und diese 6 Monate schon wieder nutzen muss, um sich neu zu orientieren…. Und auch die Studierenden wissen dann eben nicht: „Prüft mich nächstes Jahr derselbe? „Zu denselben Lehrinhalten?“. Wenn hier ein bisschen mehr Beständigkeit drin wäre, das würde nicht nur uns guttun. So im Rückblick, da wusste man: Handball – Dr. Schlegel, Tennis – Dr. Hobusch usw.. Das war immer so. Das war alles langfristig.
Welche Herausforderungen mussten Sie außerdem im Laufe der Jahre meistern?
Wenn ich zum Beispiel an unseren Einstieg in AlmaWeb denke: wir waren damit eine der letzten Fakultäten. 2014 waren die Schulungen für AlmaWeb, bei uns kam es aber erst 2016. Da lag viel Zeit dazwischen.. Von daher war ich sehr froh, dass meine Kollegin Frau Keller sich von Anfang an als sehr computeraffin vorgestellt hat und hierbei das Kommando übernahm. Ja überhaupt: wenn wir nicht so zusammengehalten hätten die ganzen Jahre … Wir haben uns wirklich unterstützt, wo es irgendwie ging.
Was möchten Sie als Erstes machen, nach dem letzten Tag hier?
Tja, nur noch stricken und auf einen Fensterplatz in der Familiengruft warten… (sie lacht). Nein, nein, wir haben zwei ganz süße kleine Enkel, auf die freuen wir uns am meisten. Und wir wollen reisen. Und viel Zeit in der Heimat meines Mannes verbringen: Bulgarien. Und ich werde wieder verstärkt übersetzen, dafür war bislang nie die Zeit. Also langweilig wird uns nicht.
Das glauben wir Ihnen gerne und wünschen Ihnen auch für diese Zeit von Herzen nur das Beste! Vielen Dank für das Gespräch!
Und vielen Dank, liebe Frau Nedeltschewa, für all die Jahre, in denen Sie sich für die Studierenden, Mitarbeitenden und die Fakultät eingesetzt haben!