Trainerwechsel aus anderer Perspektive – Die Story hinter Katja Greulichs Sprung in die Schweiz

Katja Greulich war bis Ende der Saison 2021/22 Trainerin der Fußballerinnen RB Leipzigs. Mit der Mannschaft verpasste sie den Aufstieg in die erste Bundesliga. Ihr auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Ein Jobangebot aus dem Ausland ließ hingegen nicht lange auf sich warten und seit vergangenem Sommer steht sie bei den Frauen des FC Basel als Cheftrainerin an der Linie. Wie sich der Vereinswechsel privat gestaltet, hat Katja Greulich im Interview mit dem SPORTAKUS erzählt.

Hallo Katja, wie war der Abschied aus Leipzig für dich?

Ich war vier Jahre in Leipzig und das ist mir deshalb gar nicht leichtgefallen. Es war eine Zeit, wo wir zunehmend in professionelle Strukturen gewachsen sind. Und daher war es für mich nicht einfach. Auch nicht einfach, aus Leipzig wegzugehen, weil das meine Heimat ist. Allerdings bin ich auch nicht wirklich weggegangen, ich habe noch meinen Hauptwohnsitz dort und ich habe meine Familie, meine Freunde dort.

Hattest du dich schon im Vorfeld während der Zeit in Leipzig nach Job-Alternativen umgeschaut?

Überhaupt nicht. Für mich war wichtig, dass ich das gut über die Bühne bringe. Wir hatten noch das große Ziel, jedes Spiel zu gewinnen. Am Ende hätte es sogar noch für den Aufstieg in die erste Liga reichen können. Der Aufstieg war das große Ziel. Das war dann leider vertan. Ich muss zugestehen, dass ich meinen Abgang relativ zeitig verkündet habe. Auch wenn die Möglichkeit zum Aufstieg noch bestanden hätte. Ich hatte zuerst den Schlussstrich in Leipzig ziehen wollen und mich danach nach Alternativen umgeschaut und die kamen fix. So schnell habe ich damit auch gar nicht gerechnet.

Ziele RB Leipzig Frauen:
Nach dem dritten Platz in der letzten Saison 2021/22 hat sich RB Leipzig in dieser Spielzeit den Aufstieg fest als Ziel gesetzt. Außerdem soll die Spielstätte der Mannschaft langfristig auf das RB-Gelände am Cottaweg verlagert und die Spiele nicht mehr im Stadion am Bad in Markranstädt ausgetragen werden. Durch den Sieg gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal gibt es Ambitionen, auch gegen SGS Essen erfolgreich zu sein und in das Halbfinale einzuziehen.

Du sagtest, es sei sehr schnell gegangen, dass ein neuer Verein auf dich zugekommen ist. Wie war der Amtsantritt beim FC Basel?

Man bereitet sich sehr intensiv auf eine neue Mannschaft vor. Man muss darüber nachdenken: Ich muss woanders wohnen, Basel ist sieben Autofahrstunden von Leipzig entfernt. Daher kommt noch ein Umzug dazu. Es ist auch die Schweiz an sich, deshalb kommen noch viele bürokratische Dinge dazu. Und somit hat sich die Sommerpause für mich ein bisschen verkürzt. Es waren nur noch zwei Wochenenden, die ich auch Zeit für mich hatte, um ein bisschen Energie zu tanken. Dann ging es relativ zügig in Basel los. Vielleicht tat es mir auch gut, nicht so einen langen Leerlauf zu haben. „Schwups“ ist man wieder im Alltagsgeschäft und darf auf den Trainingsplatz.

Wie schwer ist es dir gefallen, in eine neue Lebensrealität „geschmissen“ zu werden?

Das ist für mich nichts Neues. Ich war ein Jahr in Schweden (FC Rosengard; Anm. d. Red.), ich war als Schülerin ein Jahr in den USA, ich habe in Jena gearbeitet. Daher ist es gut, dass ich genügend Erfahrung sammeln konnte. Ich bin ein abenteuerlustiger Mensch. Es ist die Frage: Wie ist das mit privaten Zielen vereinbar? Daher fiel es mir etwas schwerer, allein zu sein und nicht am Wochenende nach Hause zu können.

Du sagtest, dein Hauptwohnsitz sei noch in Leipzig. Zwischen Basel und Leipzig sind es 544 km Luftlinie – wie kommst du mit den Distanzen zurecht?

Ich versuche, einmal im Monat nach Hause zu fahren. Ich bekomme auch von der Familie und von Freundinnen regelmäßig Besuch, sodass man gut über die Zeit kommt. Aber natürlich ist es was anderes, wenn man nicht in seinem gewohnten Umfeld ist. Von daher ist es eine etwas größere private Herausforderung.

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Trainieren eines deutschen Teams wie RB Leipzig und eines schweizerischen Teams?

Wir haben viele Spielerinnen aus unterschiedlichen Ländern. Somit haben wir sprachlich Veränderungen, die ich bei RB Leipzig nicht hatte. Wir hatten in Leipzig ein, zwei internationale Spielerinnen. Wohingegen es hier mehr als 50 % der Spielerinnen sind. Ob es Albanerinnen sind, Französinnen oder Kroatinnen – wir sind international sehr weit gefächert. Deshalb gibt es natürlich kulturelle Unterschiede. Die Hauptsprache, die ich spreche, ist Deutsch. Es wird eventuell noch ins Englische übersetzt. Schweizerdeutsch traue ich mir noch nicht zu. Das ist auch etwas anstrengend zu verstehen. Aber an sich bleibt es Fußball und es bleibt auch das Gleiche auf dem Platz.

Katja Greulich mit der Taktiktafel: „Es bleibt das Gleiche auf dem Platz“. Foto: Philipp Kämpf

Etwas genauer ins Detail: Wie sieht dein beruflicher Alltag aus?

Ich fahre früh ins Büro, fünfmal die Woche von Montag bis Freitag. Die Trainingszeiten sind ein bisschen später, deshalb wird der Tag sehr lang. Heute war ich 10:30 Uhr im Büro, ich habe 17:30 Uhr Training und bin gegen 21 Uhr zu Hause. Das Leben spielt sich im Büro und auf dem Fußballplatz ab. Die freien Tage nutze ich, um mir die Schweiz und die Stadt anzuschauen, um Wanderungen zu machen. Da hat man einen positiven Ausgleich zum Fußballalltag. Am Vormittag bereite ich meistens die Trainingseinheiten vor. Zweimal die Woche haben wir vormittags Training, sodass ich auch in Kommunikation mit Spielerinnen gehen kann und nochmal einzelne Sachen erarbeiten kann. Es ist ein ganz normaler Trainingsalltag.

 Wie ist das Niveau im Vergleich zur deutschen Fußballbundesliga der Frauen und auch zur zweiten Bundesliga?

Wenn ich das mit der deutschen Bundesliga vergleiche, ist es das Mittelmaß der ersten Bundesliga. Und wenn ich unsere Qualität mit der zweiten Bundesliga vergleiche, kommt das dem Ganzen nahe. Wir hatten einen großen Umbruch zum Anfang der Saison und sind noch dabei, diese Entwicklung weiterzugehen und zu professionalisieren. Ich glaube, der Schritt kann uns hier schneller gelingen als bei RB.

 Wie zufrieden bist du mit deiner Arbeit als Trainerin beim FC Basel?

Dadurch, dass die Bedingungen von Anfang an ein bisschen chaotisch waren – großer Umbruch, Spielerinnen, die weggegangen sind, die sportliche Leiterin, die sich zum Ende des Jahres verabschiedet hat. Im Großen und Ganzen war das eine solide erste Hinrunde mit dem Gefühl, dass man hier noch extrem viel anpacken kann. Wir haben viele neue Ideen, die wir angehen wollen und die wir jetzt umsetzen können. Wir fliegen ins Trainingslager nach Teneriffa (Januar 2023; Anm. d. Red.), wo ich mich persönlich sehr darüber freue: Dieses Flair, dass viele Mannschaften nutzen – eine ganze Woche in der Sonne trainieren, die ganze Woche die Mannschaft bei sich haben.

Welcher wichtige Punkt fehlt, wenn es darum geht, den Wechsel einer Trainerin von Verein A zu Verein B darzustellen?

Es geht über Landesgrenzen hinaus und das ist eine andere Herausforderung – die auch gut für Trainerinnen ist, um sich weiterzuentwickeln. Man kann seine Spielidee überdenken. Man hat ein interkulturelles Trainerteam mit einem französischen Co-Trainer und Schweizer Kollegen, die auch internationale Erfahrung haben. Man schöpft aus dem Ganzen und muss zugleich Einbußen hinnehmen, was heißt: Man ist entfernt von der eigentlichen Heimat, man kommt nicht so schnell nach Hause.

Der FC Basel steht nach elf Spieltagen auf Tabellenplatz vier von zehn. Danke Katja, dass der SPORTAKUS dich auf deinem Karrierepfad begleiten darf und wir wünschen weiterhin viel Erfolg. Grüezi!

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