Wie funktioniert (Spitzen-) Sport in Deutschland?

Für erfolgreiches Sporttreiben braucht es funktionierende Strukturen. Doch welche durchläuft man auf dem Weg zum/zur erfolgreichen Spitzensportler*in? Und welche Rolle spielt in Sachsen der Olympiastützpunkt Sachsen? Der SPORTAKUS gibt einen Überblick…

Grundsätzlich gibt es in Deutschland drei verschiedene Formen der Sportorganisation. Der staatlich organisierte Sport meint zum einen die von Staatsseite entwickelten Strukturen zur Förderung des Sports. Darunter fallen entsprechende Gremien wie der Sportausschuss des Deutschen Bundestages. In den Bundesländern sind meist die Sport-, Kultus- oder auch Innenministerien dafür zuständig. In Sachsen obliegt der Aufgabenbereich dem Innenministerium unter Armin Schuster. Auf kommunaler Ebene gibt es Sportämter oder auch Sportreferent*innen. 

Eine zweite Organisationsform ist der privat organisierte Sport. Dazu zählen Angebote wie Fitnessstudios, Laufkurse oder auch Tanz- und Boxschulen. 

Die dritte und bedeutendste Organisationsform ist jedoch der gemeinnützig organisierte Sport. Die Dachorganisation in Deutschland ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Er ist weltweit die größte Nicht-Regierungs-Organisation im Bereich des Sports mit über 27 Millionen Mitglieder*innen in knapp 87000 Vereinen (Stand: 2022).

Chemnitzer Marathonturm mit Sitz des OSP Fotorechte: OSP Sachsen

Auf dem Weg in den Spitzensport bilden die Vereine im Organigramm die erste Ebene. Als ambitionierte Sportlerin oder ambitionierter Sportler kann man bei entsprechender Perspektive intern stärker gefördert werden, in Sachsen beispielsweise in Talentgruppen oder an Talentstützpunkten. Auf regionaler Ebene bilden sie den Grundlagenkader. Durch Scouting werden die größten Talente in den Landeskader (LK) eines Bundeslands berufen. Diese trainieren dann nicht mehr nur im ursprünglichen Verein, sondern auch an den Landesstützpunkten. Diese sind in Sachsen beispielsweise für Fechten in Dresden und Leipzig und für Motorsport in Oberlungwitz. Sind die Erfolgsaussichten im Spitzensport weiterhin groß genug, können die Sportler*innen in den Nachwuchskader 2 (NK2) und weiterführend in den Nachwuchskader 1 (NK1) berufen werden. Sie trainieren dann an Bundesstützpunkten, die an einen Olympiastützpunkt gebunden sind. In Sachsen ist das für Fechten der Bundesstützpunkt in Leipzig, in enger Kooperation mit dem Olympiastützpunkt (OSP) Sachsen. Auf Bundesebene gibt es den Perspektivkader, der die stärksten Talente im Nachwuchsbereich umfasst. Diese sollen innerhalb der nächsten acht Jahre zu Bestleistungen geführt werden. Eine Vier-Jahres-Perspektive hat der Olympiakader, der die talentiertesten Sportler*innen Deutschlands beinhaltet.

Christian Pöhler, Leiter OSP Sachsen. Fotorechte: OSP Sachsen/Kristina Hornaff

„Unsere Aufgabe ist es, bestmögliche Betreuung und Serviceleistungen für die Spitzensportler anzubieten – für den NK1-Kader. In Sachsen beginnt unsere Förderung sogar schon im NK2-Kader“, sagt Christian Pöhler, Leiter des OSP Sachsen und damit Chef von sechs Standorten. In Leipzig, Chemnitz, Dresden, Altenberg sowie Klingenthal und Oberwiesenthal befinden sich in Sachsen insgesamt 17 Bundesstützpunkte. In Leipzig sind neben Fechten die Bundesstützpunkte der Sportarten Kanu-Rennsport, Kanu-Slalom, Wasserspringen und Ringen angesiedelt. Dazu kommt die Leichtathletik, die ebenso am Standort in Chemnitz, dem Sitz der Geschäftsstelle des OSP Sachsen, angeboten wird. Dem Nachwuchskader möchte Christian Pöhler „im Sinne des langfristigen Leistungsaufbaus bestmögliche Bedingungen bieten, um möglichst olympische Medaillen zu erringen“. Ein wichtiges Angebot der Olympiastützpunkte ist neben physiologischer und psychologischer Unterstützung auch die Laufbahnberatung: „Dort sind unsere Laufbahnberater am jeweiligen Standort zuständig, unseren Athleten Karrierechancen aufzubieten, die Leistungssport und eine Ausbildung oder ein Studium optimal verbinden“, sagt Christian Pöhler. Sein Arbeitsalltag besteht zu großen Teilen aus Personalführung und der Abstimmung mit Fördermittelgebern wie dem Innenministerium in Sachsen und dem Bundesinnenministerium. „Wenn Anfragen von Sportarten kommen, dass bei den Renn-Kanuten in Dresden eine Höhenkammer zur optimalen Leistungsentwicklung notwendig ist, dann versuchen wir, Lösungen zu finden“. Hinzu kommen individuelle Bedürfnisse von Athlet*innen wie der Wunsch nach intensiver Ernährungsberatung.

In Deutschland gibt es für spezifische Fragen zu einer Sportart die Landesfachverbände, die Kriterien beispielsweise für das Erreichen des Landeskader 2 festlegen. Eine Ebene höher steht sportartenintern der Spitzenverband, der Kriterien für den LK1 und den sportlich darüberliegenden NK2 festlegt. Neben der sportarteninternen Organisation gibt es auch die sportartenübergreifende Organisation. Diese meint die Bezirks- und Landessportverbände wie den Landessportbund Sachsen, die allgemeine Belange der Sportorganisation bearbeiten. Es ist auch die Aufgabe Christian Pöhlers, sich mit diesen Institutionen auszutauschen, um gute Trainingsbedingungen bereitzustellen. An diesem Punkt ist man des OSP-Leiters zufolge in Sachsen recht gut aufgestellt. „Wir haben einen intensiven Austausch und es ist der Wille da, im Sinne des Sports so viel wie möglich auch möglich zu machen. Das merkt man im Bereich der Investitionen in den Wintersport“. Insgesamt sei man hierzulande sehr kooperationsfreudig.

Skipiste in Oberwiesenthal im Januar 2023 Fotorechte: Sebastian Dahler

Insbesondere der Wintersport genießt in Sachsen durch die Bundesstützpunkte und die geographischen Gegebenheiten eine hohe Stellung. Für die ski-nordischen Sportarten Langlauf, Nordische Kombination und Skispringen gibt es Klingenthal und Oberwiesenthal als Doppelstandort. Oberwiesenthal und Altenberg fungieren für Bob, Skeleton und Rodeln als Doppelstandort und Altenberg ist Bundesstützpunkt für Biathlon. Außerdem ist Chemnitz Standort für Eiskunst- und Schnelllauf.
Zukünftig ist jedoch durch die Erwärmung des Kontinents beispielsweise die Schneesicherheit bei Sachsens Wintersport-Standorten gefährdet. Nicht nur beim OSP Sachsen stellt man sich die Frage, wie die Trainingsbedingungen langfristig aufrechterhalten werden können.

„Das geht allen Wintersportorten so, dass die Erderwärmung vor unseren Mittelgebirgen nicht Halt macht. Da gilt es, in mindestens mittelfristiger Zeit Lösungen zu finden“,

sagt Christian Pöhler.

Und weiter sagt er: „Der Wintersport ist auch eine kostenintensive Geschichte und dementsprechend muss man sich neuen Modellen gegenüber öffnen und technologisch schauen, was in puncto Nachhaltigkeit und Energieeffizienz möglich ist“. Man sucht also nach Lösungen, dass neben den Standorten für Sommersport auch die Stützpunkte für den olympischen Wintersport in Sachsen noch möglichst lange Bestand haben.

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