Am vergangenen Freitag, dem 14. Oktober 2022, wurden 22 Absolvent*innen aus den Bachelor-, Master- und Staatsexamen-Studiengängen der Sportwissenschaftlichen Fakultät geehrt. Organisiert wurde die Veranstaltung von einem Team aus Masterstudierenden des Sportmanagements im 3. Semester, angeführt vom ehemaligen Sportmanagementstudenten und Fakultätsmitarbeiter Robert Rost.
Nach einem kleinen Sektempfang in der Pausenhalle Süd startete der offizielle Teil des Abends im Großen Hörsaal. Den Absolvent*innen, ihren Familien, Freunden, ehemaligen Kommiliton*innen sowie einigen anwesenden Mitarbeiter*innen der Fakultät bot sich ein buntes Programm aus Musik, Tanz, Reden und der Ehrung der Absolvent*innen.
Zunächst zeigten das musikalische Duo „Linda und Hannes“ sowie die Gruppe „LE Dancers“ ihr Können und brachten damit die passende Stimmung in den Hörsaal. Linda und Hannes sangen dabei u.a. „I am free“. Eine Songzeile, die auch in den anschließenden Festreden von Professor Dr. Gregor Hovemann in seiner Funktion als Dekan sowie der Vorständin des Fördervereins, Frau Dr. Petra Tzschoppe, nochmals aufgegriffen wurde. Mit Robert Rost kam zudem auch ein Absolvent zu Wort. Alle drei Reden waren in alter Spowi-Manier zugleich gehaltvoll, witzig und emotional. Genau das, was solch ein Abend so braucht.
Höhepunkt der Veranstaltung war die anschließende Ehrung der Absolvent*innen. In kleine Grüppchen geteilt, überreichten Prof. Dr. Gregor Hovemann und Dr. Petra Tzschoppe den frisch gebackenen Sportmanager*innen, Sportwissenschaftler*innen und angehenden Lehrer*innen Urkunden und Rosen.
Im Anschluss an den offiziellen Teil des Abends fand in der Pausenhalle Süd für alle Teilnehmenden ein kleines Get Together statt. Mit belegten Broten, Fingerfood, Gemüse und selbst gebackenem Kuchen konnten sich alle Gäste etwas stärken und mit einem Glas Wein in der Hand den Abend gemütlich ausklingen lassen, alte Bekannte wiedersehen und Anekdoten aus dem gemeinsamen Studium auspacken.
Aus meiner Sicht war dies eine äußerst gelungene Veranstaltung, die allen anwesenden Absolvent*innen einen gebührenden und würdevollen Abschluss ihres Studiums ermöglichte. Dies ging auch aus meinen Gesprächen mit den Absolvent*innen und ihren Gästen hervor. Sie alle waren rundum zufrieden mit dem, was ihnen geboten wurde. Doch sie alle hatten eine Frage. Die gleiche Frage, die auch mir seit Beginn der Veranstaltung unter den Nägeln brannte und die ich bis heute nicht beantworten kann: Warum waren nur 22 Absolvent*innen vor Ort?
Die letzte Feierliche Exmatrikulation fand 2019 statt. In den Folgejahren wurde sie aufgrund der Corona-Pandemie (2020) und – jetzt kommt´s – einer zu geringen Teilnehmenden-Anzahl (2021) abgesagt. Dementsprechend entschied sich das Organisationskomitee in diesem Jahr, alle Absolvent*innen der Jahre 2020, 2021 und 2022 einzuladen. Das sind in Summe etwa 750 Personen. Doch warum folgten dem Ruf des Orga-Teams dann nur 22 von ihnen?
Auch vor 2019 war die eher geringe Nachfrage nach dieser Veranstaltung seitens der Absolvent*innen bereits bedenklich. Aber warum? Wünscht sich nicht jeder einen würdevollen und feierlichen Rahmen, um den eigenen Abschluss zu feiern? Oder besteht seitens der Absolvent*innen gar kein Bedarf an einer Veranstaltung wie dieser? Dem würde jedoch widersprechen, dass die Exma-Feier oder der Exma-Ball anderer Universitäten sehr gut angenommen wird. Oder sind viele der ehemaligen Studierenden bereits aus Leipzig weggezogen? Doch waren unter den ausgezeichneten Absolvent*innen an diesem Abend auch einige dabei, die nur für diese Veranstaltung übers Wochenende nach Leipzig kamen. Vielleicht ist der Zeitpunkt des Events unpraktisch. Immerhin geben viele Studierende erst in der letzten Septemberwoche ihre Abschlussarbeit ab. Demnach erhalten sie erst Mitte November (sechs Wochen Korrekturphase) ihren Abschluss und müssen dann fast ein Jahr auf ihre Feier warten. Doch ist das nur Spekulation.
Aus meinem Gespräch mit der einzigen Lehramtsabsolventin, die vor Ort war, erfuhr ich, dass alle Lehrämter der Uni Leipzig eine gesonderte Abschlussfeier einige Wochen zuvor hatten. Dies spricht zum einen gegen den ungünstigen Zeitpunkt, zum anderen wirft es die Frage auf, ob Lehrämter dann überhaupt zur Hauptzielgruppe gehören, wenn diese ihren Abschluss doch bereits in ähnlichem Rahmen gefeiert haben. Sollte sich die Feierliche Exmatrikulation dann doch eher an den Bedürfnissen der Sportmanager*innen und Sportwissenschaftler*innen orientieren? Aber braucht es eine solche Feier überhaupt, wenn die Abschlusszeugnisse heutzutage doch zugeschickt werden bzw. jederzeit im Studiensekretariat abzuholen sind?
Ein anderer Ansatzpunkt für das Ausbleiben der Nachfrage könnte in den Kommunikationsstrukturen liegen. Wussten denn überhaupt alle Absolvent*innen der letzten drei Jahre davon, dass ihre Feierliche Exmatrikulationsfeier an diesem Tag stattfand? Wie wurden sie kontaktiert? Gibt es an dieser Stelle ein strukturelles Problem an unserer Fakultät, welches das Scheitern einer solchen Veranstaltung quasi vorprogrammiert? Fragen über Fragen, die bei mir aufkommen. Fragen, die ich allesamt nicht beantworten kann. Fragen, denen sich zukünftige Organisator*innen dieser Veranstaltung jedoch stellen müssen, damit die Feierliche Exmatrikulation wieder zu dem großen Erfolg wird, der es noch bis vor einigen Jahren war.
Ich denke an früher, an einen gut gefüllten Hörsaal und einen großen Ballsaal, ob nun im Sächsischen Landesgymnasium für Sport, im Ratskeller, im Ringcafé oder drüben bei RB. Ich denke an einen Weg dorthin, der links und rechts von Fackeln ausgeleuchtet wird und auf dem Menschen im Anzug oder langem Ballkleid schreiten, die wir bis dato doch nur in Jogginghose kannten. Ich denke an Absolvent*innen, die mit ihren einstigen Kommiliton*innen in Erinnerungen schwelgen und zugleich gemeinsam neue erschaffen. Die ihre Absolventenkappen in die Luft werfen und einen wunderschönen Abschluss ihres wunderschönen Studiums erleben. Ich denke an eine Veranstaltung voller Glanz, Zauber, Nostalgie und vor allem Emotion.
Vielleicht ist das alles nur der romantische Traum einer unbedeutenden Studentin. Vielleicht ist das unter den gegebenen Umständen schlichtweg Utopie. Doch ich bin mir sicher, dass es möglich ist, all dies eines Tages wieder zur Realität werden zu lassen. Das rundum gelungene Event am vergangenen Freitag, wäre dafür in jedem Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und wer weiß, was uns 2023, im Jahr des 30-jährigen Bestehens der Sportwissenschaftlichen Fakultät erwartet. Vielleicht reicht allein dies als Anlass für eine größere Feierliche Exmatrikulation mit anschließendem Ball der Sportwissenschaft.